GOOD TIMES MAGAZIN / ULI TWELKER
INTERVIEW WITH  RIC LEE
             

 


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Ten Years After:  Stark mit NOW – ohne Alvin Lees Know-How!

(mit freundlicher Genehmigung von GOOD TIMES MAGAZIN und Uli Twelker)

 

 Ten Years After ohne Formel-1-Gitarrist, Sänger und Schreiber Alvin Lee?! Potenzielles Dauerthema. Die Band, mit neuem Jung-Frontmann Joe Gooch, konterte  spielend – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie es dazu kam, dass Tourneen laufen, das neue Album NOW überzeugt und Amerika wieder winkt, dazu steht Drummer Ric Lee – eines der Gründungsmitglieder – Uli Twelker Rede und Antwort:

 GT: Reden wir nicht drumherum: Was brachte TYA und Alvin Lee auseinander?

RL: Das war über die Jahre stets ein Auf und Ab – seit 1975 eigentlich schon. Alvin wollte sein Solo-Ding durchziehen. Diesmal passierte folgendes: Ich hatte es satt, dass immer wieder Reissues heraus kamen, ohne dass man Spezielles für die Fans draufpackte, und ich ging in die Archive von EMI und Universal. Bei EMI fanden wir LIVE AT THE FILLMORE EAST , und bei Universal stellten wir eine Anthologie zusammen, die aber leider nicht erschien. Aber je drei Alben kamen mit Bonus-Material heraus. Um die zu promoten, rief ich Alvin an, aber der hatte kein Interesse: ´Ich bin quasi im Ruhestand und genieße mein Leben in Spanien´, ließ er verlauten.

 Dann bot mir ein Promoter an, als TYA im Vorprogramm von Kim Simmonds zu einem Club-Jubiläum in Hannover zu spielen. Aber wie sollte das ohne Alvin gehen? Zu Hause erwartete mich dann ein Fax: 15 Gigs waren mit Calvin Jones gebucht, aber seine Backing-Band Double Trouble hatte abgesagt. Konnten Leo (Lyons, TYA-Bassist), Chick (Churchill, TYA-Keyboarder) und ich aushelfen? Die zwei sagten per E-Mail zu, wir flogen nach Rom und trafen auf den Gitarristen. Wir probten in einem kleinen Studio, das an der Autobahn auf dem Weg nach Mailand liegt, und spielten an dem Abend den ersten der 15 Gigs. Dabei bemerkten wir, wie sehr die Band noch immer gefragt war, obwohl wir kein TYA-Material brachten: Calvin Jones spielt Covers nach Art der Blues Brothers. Wieder zu Hause, probierten wir ein paar Gitarristen unseren Alters aus, doch es haute nicht so hin. Da empfahl uns Leo Lyons Sohn Tom seinen Schulfreund Joe Gooch. Er war erste Sahne, und nach drei Proben-Tagen spielte er mit uns in Deutschland! Und die zweieinhalb Jahre bis jetzt waren fantastisch.

 GT: Worin siehst Du die Unterschiede zwischen Alvin Lee und Joe Gooch?

RL: Alvin war sehr von Bill Broonzy und solchen frühen Bluesern beeinflusst, eine Zeitlang auch von George Benson und Wes Montgomery. Joe Gooch steht in der Tradition von Jimi Hendrix und Joe Satriani, weil er jünger ist. Und er ist absolut mit dem TYA-Katalog aufgewachsen, seine Eltern hatten unsere Platten. Bei den Proben spielte er unsere Standards wie „Good Morning Little Schoolgirl“ Note für Note perfekt. Inzwischen entwickelt er, etwa in „I Can´t Keep From Crying“, seine eigenen Soli. Er ist ein sehr musikalischer Spieler, und ohne dass er in Alvins Fußstapfen treten will, soliert er auch verdammt schnell. Mit Joe kann man auch in jeder Hinsicht leichter arbeiten, wir sind eher ein Team.

 GT: Seid Ihr das neue Album NOW mit einer bestimmten Strategie angegangen?

RL: Wir haben viel darüber nachgedacht: Leo strebte einen härteren Rocksound an, aber ich war nicht dafür, habe eher einen Fuß im Jazz und setzte mich mit bluesig-jazzigerem Feeling durch. Im Chapel Studio in Lincolnshire nehmen auch The Darkness auf, und wir arbeiteten meist in einem Raum als Ensemble, ohne Click-Tracks, und separate Einspielungen gab es nur für Gitarren/Orgel-Soli und Basslicks. Wir arbeiteten hart am Material. Einige Songs schrieb Leo mit einem Freund in Nashville, einige mit Joe und andere sind von allen Vieren, wie überhaupt unser Einfluss stets zu spüren ist. Am Ende haben wir die Atmosphäre Ten Years Afters besser rekreiert, als glaubten. Chick Churchill spielt eine prominentere Rolle: in „King OF The Blues“ wechseln Chick und Joe sich mit den Soli ab, sowas gab es früher bei TYA nie. Nur Country-Blues und Jazz-Shuffle sind diesmal nicht dabei – und auch das hatte lediglich Zeitgründe: eine anstehende Tour.

 GT: Wie sieht es mit Amerika aus?

RL: Wir sollten eigentlich im Juli und August an der Ost- und Westküste touren, aber im Moment kann das mit den Immigrationspapieren zwei Monate dauern. Anträge sind erst möglich, wenn die Gigs stehen. Daher spielen wir nur in Kanada das Thunder Bay Blues Festival und zwei in Ontario, und es geht erst im September/Oktober in die Staaten. Bis dahin haben sie auch die CD in den Shops. Sie wollen ein Doppel mit Bonus-Live-CD, damit für unser Comeback Hits dabei sind. „Schoolgirl“ und „I´d Love To Change The World“ wird dabei sein – Alvin spielte das nie live, wir aber doch.

 GT: Was war Dein persönlich bestes Jahr mit Ten Years After?

RL: Ich mag die ganz frühe Zeit, als wir noch durch die englischen Clubs zogen: ´Klooks Kleek´ und ´Manor House´ zum Beispiel: 200 bis 400 Leute waren da in einen Raum gequetscht und die Atmosphäre war heiß und schwitzig. Das war unsere glücklichste Periode für mich.

 GT: Alvin beschwert sich auf seiner Homepage: warum nicht New Ten Years After oder so?

RL: Warum sollten wir das tun? Alvin war derjenige, der in den 90ern Alben bei EMI als ALVIN LEE & TEN YEARS AFTER veröffentlichte, mit Band- und Solo-Songs. Auch auf Posters tauchte der Name damals so auf. Also hat er die Definition geliefert, wer Ten Years After ist. Außerdem beschweren wir uns bei Promotern, die nicht unsere vier Namen ordentlich präsentieren. Im übrigen: kürzlich erlebte ich eine Alvin Lee Show in Manchester. Es gefiel mir, wir quatschten hinter der Bühne und kamen prima miteinander klar.

Uli Twelker - GOOD TIMES MAGAZIN       

 
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